Sonntag, 26. Juni 2016

Kunstschwarmbildung


Mal wieder Neues von der Bienenfront:

Heute will ich euch zeigen, wie ich einen Kunstschwarm erstelle, um einer neuen Königin ein Volk bieten zu können.

Vor Jahren habe ich dem Bieneninstitut Laves in Celle einen Dauerauftrag erteilt, mir jedes Jahr eine "Torfhaus-begattete" Bienenkönigin zu schicken.

So wie auch Weihnachten immer so unerwartet und plötzlich kommt, kam auch vor kurzem die Ankündigung für die nahende Ankunft meiner neuen Bienenkönigin sehr überraschend.




Kurze Zeit später summte es in meinem Briefkasten....



Meine Königin wurde auf ihrer Reise von 6 Bienen begleitet.



Natürlich fehlte auch die Rechnung nicht!


Und - man soll es nicht glauben - auch Bienen können einen Stammbaum nachweisen.
Sogar die Honigerträge, Sanftmut, Wabensitz und Schwarmverhalten der Eltern sind aufgelistet.


Damit die Königin ihren Hofstaat erweitern kann, fuhr ich, bewaffnet mit Smoker, Besen, Kunstschwarmkiste und großem Trichter, zu einem meiner Bienenstände.


Aus den Honigräumen der einzelnen Völker nahm ich immer 1-2 Waben, fegte sie in den Trichter ab...



... so dass die Bienen in die Kunstschwarmkiste fielen.

 

Als ich genug Bienen in der Kiste gesammelt hatte ( ca 1 1/2 - 2 Kilo ), stauchte ich die Kiste einmal kurz auf den Boden, damit sich die restlichen Bienen vom Trichter lösen, besprühte sie mit 15%ige Milchsäure gegen die Varoa-Milben und tauschte den Trichter gegen einen Deckel. So konnte ich mit der geschlossenen Kiste wieder nach Hause.


Zuhause angekommen ließ ich die Begleitbienen der Königin in einem geschlossenen Raum ( unser kleines Gäste-WC ) frei ( geschlossen, damit nicht aus Versehen die Königin mit wegfliegt ), denn sie würden sonst ihre Königin gegen das neue Volk verteidigen.



Die Kunstschwarmkiste stellte ich in den dunklen Keller, stauchte die Kiste erneut auf den Boden um Platz zu haben die neue Königin unter festem Verschluss am Draht in die Kiste einzuhängen.


Auf dem unteren Bild sieht man die Königin in ihrem kleinen Zusatzkäfig rechts oben in der Kunstschwarmbox hängen.
In kürzester Zeit bildet sich aus den Bienen, die ich aus mindestens 10 verschiedenen Völkern zusammengewürfelt hatte, eine Schwarmtraube um die Königin herum.



Damit mein Kunstschwarm nicht Hunger und Durst leiden muss, legte ich mit Wasser getränkte Schwämme auf das Gitter. Dazu reichte ich ca. 300g Futterteig. Die Bienen saugen sich das Wasser aus dem Schwamm und haben durch das Gitter auch Zugang zum Futter.

Die Kiste liegt nun auf der Seite, damit zum einen die Bienen essen und trinken können, zum anderen die toten Varoamilben, die jedes Volk in Europa leider hat, durch das untere Gitter hindurchfallen können und ich sie hinterher auszählen kann, um zu sehen, wie stark der durchschnittliche Befall ist und ob eine Behandlung der Altvölker notwendig ist.


Ein weiteres Mal stauchte ich die Kiste auf den Boden, entnahm die Königin, benetzte die Bienen mit einem Wasserzerstäuber, so dass diese nicht auffliegen können und schüttete sie in einen hohen Boden einer Magazinbeute. Dabei ist darauf zu achten, dass das Flugloch verschlossen ist.


Auf diesen Boden mit den Bienen setzte ich eine Zarge mit geschleuderten Honigwaben, wovon eine Wabe mit Wasser gefüllt ist.
Die Königin hing ich, nachdem ich den festen Verschluss ihres Käfigs entfernt hatte, unter Futterteigverschluss, zwischen 2 Rähmchen, legte den Rest Futterteig oben drauf und


  verschloss die Beute mit Folie und Innendeckel.



Die Bienenbeute wurde dann bei Abenddämmerung an ihren zukünftigen Platz gestellt.
Das mit dem Schaumstoffkeil geschlossene Flugloch öffnete ich ca 1cm weit, damit sich die Bienen einfliegen können und ihr Flugloch besser vor Fremdbienen schützen können und nicht von diesen ausgeräubert werden.

Und hier steht nun ein neues Jungvolk, welches mir im nächsten Jahr hoffentlich leckeren Honig bringt. 




4 Kommentare:

  1. Meine Güte was für eine Story, hört sich wirklich interessant an. Da wünsche ich dir mal ganz viel Glück mit deinem neuen Volk und viel guten Honig im nächsten Jahr.
    Lieben Gruß
    Dagmar

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  2. Das hört sich sehr spannend an. Danke für den Bericht!

    Gruß
    Llewella

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  3. Hallo Christian,
    der Bildbericht ist sehr interessant!
    Leider habe ich immer noch Honig vom vergangenem Jahr. Vom leckeren Rapshonig ist noch ein Glas aufgetaucht ;-)
    Na da wünschen wir dem neuen Volk ein guten Start ins gemeinsame Dasein!
    Liebe Grüße, auch an die eigene Königin, mit besten Grüßen meiner einer, der Hansi!

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  4. Für mich ganz neu und spannend. Danke für die tolle Doku und liebe Grüße

    Ulla

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